Die 90 hat er nicht mehr ganz geschafft. Was macht das schon, bei einem solch langen, vollen Leben?

Über die Hälfte dieses langen Lebens hat er in und mit der Möslestube verbracht, hat seinen Beruf – oder seine Berufung – mit Haut und Haar gelebt; so sehr, dass er sich sogar nachts nach Toresschluss nicht von der geliebten Stube trennen mochte und also dort auch wohnte.

Wieviele Abende mit Marschmusik oder Procol Harum aus der mit D-Mark gefütterten Juke-Box, Currywurst und Hasenwein mit Dreisamwasser habe ich da verbracht?

Vom Gladbach-Fan bis zu Musikhochschülern aus aller Herren Länder, bei Rudi waren sie alle. Und wenn man Rudi glaubt, dann auch Herr Gänswein (sexiest man alive im Vatikan).

Als ich Corinna kennenlernte, war Rudi freitags schon gesetzt. Als wir Kinder bekamen, hatte ich samstags kinderfrei, denn der Freitag mit langer Nacht stand ja im Ehevertrag. Vor Jahren sind wir nach 23h noch weiter in die Stadt gezogen, irgendwann waren wir dazu zu faul und so wurden die Sitzungen am Stammtisch (erstmal die Keile fest hauen) immer länger. Wer wollte (oder es brauchte) bekam von Rudi den begehrten „Ihr-Mann-hat-sich-gut-betragen“-Zettel, mit Stempel und Unterschrift.

An richtig guten Tage gab es einen Schnaps auf’s Haus.

Rudi war ein gefürchteter Witzerzähler, ein Charmebolzen (wenn er wollte) und Kinderfänger (im positiven Sinne), der bei unseren Kindern in guter Erinnerung ist. Petra hat’s mal schön formuliert:

„Unsere Kinder sind doch hier irgendwie alle groß geworden“.

Zum Schluß war’s still geworden, die Möslestube hat Ende Juli ihre Pforten für immer geschlossen und Rudi ist aus seinem Hinterzimmer in einen altersgerechten, betreuten Wohnsitz umgezogen.

Heute ist Rudi dort friedlich eingeschlafen.

Gute Reise.

R.I.P. Rudi

Markus Fuß, Mittwoch, 25 November 2020 18:47

Ja Rudi, an der 90 hast du ja schon gekratzt. Aber das sind nur Zahlen. Altester und dienstältester Gastwirt Freiburgs warst du schon länger. Du hattes Freude an und mit Deinen treuen Gästen und auch
Furcht oder nicht vor dem Russen, der natürlich aus dem Osten durch das Höllental als erstes an der Möslestube vorbeikommt und bei dir einkehren will. Dabei hattest du gar keinen Wodka, weil du ihn
unter keinen Umständen anlocken wolltest. Du hast den Hasenwein bei uns eingeführt, den trinken wir auch privat bis heute. Auch unsere Kinder liebten die Currywürste (die besten Freiburgs !) mit
Pommes, der Salat dazu war fakultativ.
Zuletzt hieltest du die Wacht auf deinem Barhocker, jeder Gast musste oder durfte an dir vorbei, jeden kanntest du mit Namen und hattest für jeden eine Geschichte. Der Freitagsstammtisch bei dir war
eine Institution und du hast alles dafür getan, dass wir dort gerne waren.
Schön, dass du friedlich eingeschlafen bist.

Gustav, Mittwoch, 25 November 2020 18:53

Danke für den schönen Nachruf. Eine Institution, der Rudi. Wenn ich das als Elefantenfrischling (erst 5 Jahre dabei) sagen darf. Gemeinsam mit Maradona in den Himmel. Standesgemäß. Alles Gute!

Ulinho, Mittwoch, 25 November 2020 19:00

Traurig, aber schön war die Zeit bei Ihm.

Thomas no1, Mittwoch, 25 November 2020 19:07

Rudi war für mich immer sowas wie mein 3. Großvater. Die Abende bei ihm – zunächst als Kind mit Gummibärchen und später als Mann mit Weizen – waren stets die Highlights der Woche. Während meiner
Schulzeit am BG hat er Mittags nur für mich geöffnet und mich mit Schnitzel versorgt. Danke für alles! Gute Reise!

Evers Jr., Mittwoch, 25 November 2020 20:39

Con te partiró,
time to say goodby
unvergesslich die wunderbaren Weihnachtsfeiern mit „Sunnewirbele-Salat“ als Vorspeise – waisch frisch vum Wochenmarkt -, des Försters Dr. Müller Rehragout und unbeschreiblich guter Laune!
Gute Reise Rudi es war eine super schöne Zeit! RIP

Horst, Mittwoch, 25 November 2020 23:22

War Rudi am vergangenen Sonntag letztmalig besuchen zusammen mit Xiane. Ja, er war müde… Den letzten Beitrag den er vermutlich ansehen durfte in seinem Leben war das gefertigte Video mit der Story
rund um die Mösle-Stube mit seinem mehr als bemerkenswerten Wirt. Hat ihn ehrlich gefreut, leider hat es mit dem hören nicht mehr so geklappt. Zum Abschied wollte er uns partout noch bis zur Tür
begleiten im Rollstuhl, was wir dann auch irgendwie geschafft haben. Die großen Freiburg-Photos auf dem Flur haben ihm nochmal ein schönes Lächeln ins Gesicht gezaubert….

Guter Reise. Ciao Rudi.

Fränki, Donnerstag, 26 November 2020 07:08

Lieber Rudi, es war und bleibt unvergleichlich was Du mit deiner Möslestube geschaffen hast. Mitte der Siebziger überkreuzten sich unsere Wege zum ersten Mal und damit war es auch klar, wie es weiter
laufen wird. Mein Einstieg bei den Grünen Elefanten brachte es mit sich, daß ich wieder öfters bei Dir war und das gepflegte Bierchen trank. Ich danke Dir für dies alles. Gute Reise
P.S. Schau Dir auf alle Fälle die Rechte Hand von Maradona an.

Docschumi, Donnerstag, 26 November 2020 08:14

Rudi geht auf große Reise und blickt auf so viele Menschen zurück welche durch die Möslestube miteinander verbunden sind….Grandios! Ciao Rudi.

Stephan, (Donnerstag, 26 November 2020 12:53)

Das tat und tut richtig weh, auch wenn man ja wusste, dass diese Nachricht einmal kommen wird. In so berührender Form wie durch Olis Nachruf und Eure mittlerweile eingegangenen Zusätze kann man sie
leichter wegstecken, ganz nach dem schon von Thomas No1 zitierten und sicher in Rudis Wurlitzer x-mal gespielten Motto “Schön war die Zeit…”

Ohne sentimental zu werden, war mir bei den (leider immer seltener werdenden…) Besuchen in der Möslestube stets bewusst, dass die dritten Halbzeiten, Weihnachtsessen oder einfach spontanen Besuche
etwas ganz besonderes waren von dem wir später einmal mit Freude und auch etwas Stolz sagen durften: wir waren dabei, und auch: wir haben uns auch eingebracht! Dass sich aber auch so viele andere
eingebracht haben, war ganz entscheidend für Rudis Kneipe. Natürlich nicht nur als Gäste, sondern auch die uns auch lieb gewordenen treuen Helfern und natürlich Helferinnen (in den letzten Jahren in
der Not!). Nur so konnte das unvergleichliche Ambiente “bei Rudi, dem Unikum” entstehen, auf das ich (ich gestehe es offen…) wehmütig zurückdenke.

Aber auch wenn uns diese kleine Heimat uns nur noch in der Erinnerung (z.B. über die nachfolgenden Links bzw. in den Anhängen) zur Verfügung steht, bleibt uns doch hoffentlich die größere Heimat bei
den Grünen Elefanten lange noch erhalten. Herzlichen Dank an alle, die auf dem Platz, in dritten Halbzeiten bei “neuen Rudis”, bei diversen Festen aus fixem oder individuellem Anlass und bei der
arbeitsintensiven Betreuung der alles verbindenden Super-Homepage auch künftig dazu beitragen, dass der rote Faden von Kameradschaft und Freundschaft ein starkes Seil bleibt, an dem sich auch
nostalgische Oldies wie ich einklinken dürfen.

Gerrit der Ex-Weihnachtsreh-Lieferant, Montag, 30 November 2020 14:31